Steuerliche Subventionen
für Theater und Opernhäuser sind in Deutschland meistens
Fehlinvestitionen, da sie verwendet werden, um vor leeren oder
halbleeren Reihen öffentliche Therapiesitzungen für „Regisseure“
und „Intendanten“ zu finanzieren.
Für das meiste, was man als
Opernalltag auch an der Deuschen Oper Berlin so erlebt, sollte also
eher das Publikum bezahlt werden, wenn es seine Lebenszeit
investiert, um mal wieder den üblichen Regietheater-Müll und
unzureichenden Gesang zu durchleiden.
In all dieses Elend platzte am 28.6.
eine wahre Explosion des Wahren, Guten und Schönen. Die überaus
selten aufgeführte „La Gioconda“ von Amilare Ponchielli in der
Inszenierung von Filippo Sanjust und den geradezu märchenhaften
Bühnenbildern von Camillo Parravicini erschien wie eine Offenbarung,
wie eine Zeitreise in eine Vergangenheit, die eigentlich keine sein
sollte.
Das Gesamtkunstwerk, als das die Oper
schon von Jacopo Peri konzipiert worden ist, wurde hier nun endlich
einmal wieder packende Realität, und dies auf einem Niveau, welches
durchaus auf den großen Bühnen der Welt seinesgleichen sucht.
Unter der musikalischen Leitung des
erfahrenden Operndirigenten Pinchas Steinberg spielte das
Orchester der Deuschen Oper Berlin mit berückender Italianità und
begleitete das durchweg hervorragende Sängerensemble und den
souveränen Opernchor auf höchstem musikalischen Niveau.
Die Chinesin Hui He in der Rolle der schönen Straßensängerin La Gioconda überzeugte stimmlich und darstellerisch auf ganzer Linie. Gerade im Duett mit Laura im 2. Akt konnte sie die Möglichkeiten ihres üppigen und klangschönen Soprans voll ausschöpfen, aber auch das berühmte Suicidio im 4. Akt gelang ihr immer noch vortrefflich. Der Gewissenskonflikt, in dem sich Gioconda durch ihre Liebe zu Enzo, aber auch durch ihre Dankbarkeit Laura gegenüber befindet, wurde von Hui He sehr anrührend dargeboten.
Der südkoreanische Tenor Alfred Kim in der Rolle des dalmatischen Seefahrers Enzo Grimaldo lieferte mit seinem kraftvoll-metallischem Tenor wie aus einem Guss dem Publikum endlich einmal eine angemessene Rollenbesetzung. Was selbstverständlich sein sollte, ist es heute sehr oft leider nicht, da gerade im Tenorbereich an den großen Bühnen der Welt Fehl-und Unterbesetzungen fast die Regel sind. Es mag ihm bisweilen am berühmten italienischen Schmelz fehlen, aber den haben viele der sogenannten „Stars“ erst recht nicht, bieten aber auch sonst nicht viel. Jubelnder Beifall belohnte völlig zu Recht seine großartige Leistung, insbesondere nach „Cielo e mar“.
Der in Tiflis geborene George Gagnidze in der Rolle des teuflischen Spitzels Barnabà trug durch seinen schwarzen, kraftvollen Bariton und sein realistisches Spiel ebenfalls zum Gelingen des Opernabends bei. Sein „O Monumento“ am Ende des 1. Akts offenbarte die gesamte Brutalität und Perfidie der Inquisition, die den Verrat als eine der niedrigsten menschlichen Handlungsweisen zur Tugend erhebt. Beeindruckend war Gagnidze auch im 4. Akt, wo er sich Gioconda als „Belohnung“ holen möchte, aber zuletzt nur noch ihren leblosen Körper in den Armen hält. Ob dies als Strafe für Barnabà angemessen ist, darüber könnte man diskutieren, aber man ist schon froh, dass diese abartige Kreuzung aus Jago, Scarpia und Incroyable zumindest am Ende nicht noch triumphiert.
Als blinde Mutter Giocondas überzeugte die Rumänin Judit Kutasi mit ihrem pastosen Mezzosopran, dessen Wärme die durchweg positive Rolle absolut glaubhaft machte.
Alvise Badoero, der finstere Chef der Inquisition, der seine vermeintlich tote Frau stolz dem Festpublikum präsentiert, wurde von Nicolas Testé zwar stimmlich schön, aber etwas zu bieder dargeboten.
Ein besonderes Highlight war zudem noch
der Auftritt des Staatsballetts, welches den berühmten Tanz der
Stunden durch einen faszinierenden Pas de Trois mit Ensemble zu einem
ganz eigenen Erlebnis machte.
Was für eine Aufführung! Keine
Sekunde der Langeweile, dafür aber Faszination und Begeisterung pur.
Ja, ihr albernen Regietheater-Fuzzis: Das kann Oper sein. Das ist
etwas von bleibendem Wert, das immerhin seit 1974 besteht. Dazu
werdet ihr euch mit eurem Unrat nie erheben können.
Also nehmt eure Waschmaschinen, eure
Klos und euren sonstigen Sperrmüll, eure Inkompetenz, eure Hybris, euren Opernhass
und eure widerliche Arroganz und verduftet endlich. Keiner wird euch
eine Träne nachweinen!