Mittwoch, 17. Dezember 2014

Luisa Miller in  Zürich - WIEDERAUFNAHME

Ich verbinde oft das Geschäftliche  mit meinen Hobbies, und da  ich viel herumreise, komme ich weltweit  in den Genuss vieler Opern. Jetzt war Zürich an der Reihe. Noch nie zuvor war ich in Luisa Miller. Zürich ist ein stilvolles Haus und elegantes Publikum, aber es war  nicht ausverkauft. Es wurde phantastisch gesungen, die Inszenierung war wie so oft schlecht.

 Elena Mosuc ist eine phantastische Luisa. Glockenheller Klang, tolle Höhen, sehr virtuos, man kann sie gut und gerne mit ihren großen Vorgängerinnen in dieser Rolle vergleichen. Leo Nucci als ihr Vater war ein Traum. Klar ist er nicht mehr jung, aber die Stimme ist intakt und klingt sehr frisch. Die Technik ist vorbildlich, er weiss wie man bei einer so lange Karriere pfleglich mit der Stimme umgehen muss.  Ausserdem bringt er viel Persönlichkeit mit, was man bei vielen jungen Sängern vergeblich sucht. Ivan Magri war ein wunderbarer Rodolfo mit  schöner Höhe, viel Gefühl,  weichem Timbre und italienischem Temperament. Bravo! Vitali Kowaljow war ein Ehrfurcht gebietender, grausamer Walter mit grossem schwarzen Fundament und Wanwei Zhang ein herrlich böser Wurm, toll gespielt und gesungen. Die Federica von Judith Schmidt hat auch alle Anforderungen erfüllt, eine noble verletzliche Frau. Ein Highlight war das  berühmte Quartett. Leider war das Orchester sehr schlecht. Schon die Ostinati-Stellen der Ouverture waren  ungenau gespielt,  auch die Holzbläser hatten wohl einen  schwarzenTag. Carlo Rizzi war überfordert  und oft einige Takte hinter den Sängern. 

Die Regie hatte der Italiener Damiano Michieletto geführt, die Bühne stammt von  Paolo Fantin, für die Kostüme zeichnete  Carla Teti verantwortlich.  Die gute Nachricht: Es spielte im 18 Jahrhundert, und man musste nicht kotzen . Die schlechte: Es wurde mir fast schwindelig von dem sinnlosen und nervigen Einsatz  der Drehbühne auf dem hässlichen Entwurf. Die Solisten trugen zwar  herrliche authentische Kostüme, der Chor war allerdings einmal wieder nur grau in grau und glich Fabrikarbeitern. Niemals würde eine Dame wie Federica von solch einem heruntergekommenen Gefolge begleitet werden. Und dann gab es da auch noch Kinder: Luisa und Rodolfo als Kinder, als die Welt noch heil war. Dass der kleine Rodolfo sich in Unterwäsche im Bett wälzt, hat sicher den pädophilen Anteil des Publikums gefreut, ich fand es allerdings sehr peinlich. Aber im Vergleich zu dieser Regie habe ich in meinem Leben  noch viel, viel  schlimmeres gesehen,  und alleine wegen der Solisten war es einen Besuch wert :-) . 

Am Ende gab viel Applaus. Dann bis zum nächsten Opernabend!
A.S.

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