Le Corsaire - ein fantastischer
Ballettabend mit der Staatlichen Ballettschule Berlin
Ein Berlinbesuch ohne eine Vorstellung
des Berliner Staatsballetts ist kaum denkbar; ebenso interessant ist
es jedoch, auch die Ausbildungsabteilung des Balletts einmal in
Aktion zu erleben, denn schnell wird klar, dass die hohe Qualität
der Compagnie nicht von ungefähr kommt, wenn schon die
Ballettschule einen so grandiosen Tanzabend mit der Darbietung des
äußerst anspruchsvollen „Corsaire“ gestalten kann. Die
Qualität, die nicht zuletzt auch durch die künstlerische
Professionalität des vorherigen Intendanten Vladimir Malakhov
weiterentwickelt wurde, war jedenfalls deutlich zu spüren, und es
bleibt zu hoffen, dass auch sein Nachfolger Nacho Duato dies in Form
eines abwechslungsreichen Programms,in dem der klassischen
Balletttradition ein hoher Anteil zugesprochen wird, auf diesem
Niveau weiterzuführen weiß.
Eine spannende Geschichte um Piraten,
Sklavinnen, einen Sklavenhändler und natürlich eine große Liebe
fesselte das durchschnittlich recht junge Publikum im
Schillertheater. Daran hatten neben der Tanzkunst sicherlich auch die
farbenprächtigen Kostüme und das einfache, aber sehr elegante und
passende Bühnenbild ihren Anteil.
Die anspruchsvolle Choreographie nach
Marius Petipa, welche von Christoph Böhm einstudiert wurde, wurde
von Solisten und Corps de Ballett sehr eindrucksvoll getanzt.
Star des nahezu ausverkauften
Premierenabends war die sich nunmehr im achten Ausbildungsjahr
befindende Nemu Kondo in der Rolle der Medora. Kondo tanzt
die schwierigsten Figuren (inklusive der so gefürchteten Fouettés)
mit einer Leichtigkeit, die nur verblüffen kann. Man kann sich
sicher sein, dass man eine so begabte Ballerina bald auch auf anderen
großen Bühnen in klassischen und modernen Balletten erleben wird.
Sara Zinna in der Rolle der Gulnare ist eine ebenso
vielversprechende Tänzerin. Shotaro Shimazaki als
Piratenkapitän Konrad tanzte sehr kraftvoll, und die Battements
gelangen ihm ausgezeichnet. Auch seine Piraten-“Kollegen“ Indra
Stark als Birbanto und Michael Beliov (Ali) beeindruckten
mit einem technisch hochwertigem Tanzstil, letzterer besonders im Pas
de trois mit Nemu Kondo und Shotaro Shimazaki. Justin Rimke in
der Rolle des Sklavenhändlers Lankendem stellte seiner Qualitäten
gleich im ersten Akt unter Beweis, eine tadellose Manège weist auf
die kommende Tanzkarriere hin.
Es ist sehr erfreulich, dass ein so
entbehrungsreicher Beruf wie der des klassischen Tänzers keine
Nachwuchssorgen zu kennen scheint und dass es nicht an jungen,
talentierten Menschen mangelt, die aus Liebe zum klassischen Tanz
eine Profi-Karriere, so hart sie auch sein mag, als Lebensweg
wählen. Hut ab!
opera head
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