Montag, 26. Mai 2014

Le Corsaire - ein fantastischer Ballettabend mit der Staatlichen Ballettschule Berlin

Ein Berlinbesuch ohne eine Vorstellung des Berliner Staatsballetts ist kaum denkbar; ebenso interessant ist es jedoch, auch die Ausbildungsabteilung des Balletts einmal in Aktion zu erleben, denn schnell wird klar, dass die hohe Qualität der Compagnie nicht von ungefähr kommt, wenn schon die Ballettschule einen so grandiosen Tanzabend mit der Darbietung des äußerst anspruchsvollen „Corsaire“ gestalten kann. Die Qualität, die nicht zuletzt auch durch die künstlerische Professionalität des vorherigen Intendanten Vladimir Malakhov weiterentwickelt wurde, war jedenfalls deutlich zu spüren, und es bleibt zu hoffen, dass auch sein Nachfolger Nacho Duato dies in  Form eines abwechslungsreichen Programms,in dem der klassischen Balletttradition ein hoher Anteil zugesprochen wird, auf diesem Niveau weiterzuführen weiß.

Eine spannende Geschichte um Piraten, Sklavinnen, einen Sklavenhändler und natürlich eine große Liebe fesselte das durchschnittlich recht junge Publikum im Schillertheater. Daran hatten neben der Tanzkunst sicherlich auch die farbenprächtigen Kostüme und das einfache, aber sehr elegante und passende Bühnenbild ihren Anteil.

Die anspruchsvolle Choreographie nach Marius Petipa, welche von Christoph Böhm einstudiert wurde, wurde von Solisten und Corps de Ballett sehr eindrucksvoll getanzt.
Star des nahezu ausverkauften Premierenabends war die sich nunmehr im achten Ausbildungsjahr befindende Nemu Kondo in der Rolle der Medora. Kondo tanzt die schwierigsten Figuren (inklusive der so gefürchteten Fouettés) mit einer Leichtigkeit, die nur verblüffen kann. Man kann sich sicher sein, dass man eine so begabte Ballerina bald auch auf anderen großen Bühnen in klassischen und modernen Balletten erleben wird. Sara Zinna in der Rolle der Gulnare ist eine ebenso vielversprechende Tänzerin. Shotaro Shimazaki als Piratenkapitän Konrad tanzte sehr kraftvoll, und die Battements gelangen ihm ausgezeichnet. Auch seine Piraten-“Kollegen“ Indra Stark als Birbanto und Michael Beliov (Ali) beeindruckten mit einem technisch hochwertigem Tanzstil, letzterer besonders im Pas de trois mit Nemu Kondo und Shotaro Shimazaki. Justin Rimke in der Rolle des Sklavenhändlers Lankendem stellte seiner Qualitäten gleich im ersten Akt unter Beweis, eine tadellose Manège weist auf die kommende Tanzkarriere hin.

Es ist sehr erfreulich, dass ein so entbehrungsreicher Beruf wie der des klassischen Tänzers keine Nachwuchssorgen zu kennen scheint und dass es nicht an jungen, talentierten Menschen mangelt, die aus Liebe zum klassischen Tanz eine Profi-Karriere, so hart sie auch sein mag, als Lebensweg wählen. Hut ab!

opera head

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