Montag, 14. April 2014

Arabella in Salzburg

Gestern kam auf 3-Sat die Übertragung der "Arabella" aus Salzburg. Ich war deshalb besonders neugierig, weil in der neuen Spielzeit diese Inszenierung mit fast derselben Besetzung in Dresden zu sehen sein wird.

Zunächst mein Gesamteindruck - es hat mich nicht vom Stuhle gerissen, die sonst üblichen kalten Schauer über den Rücken blieben aus. Warum? Ich versuche es zu erklären.

Die Regie war kein Regietheater im Sinne einer Verunstaltung, es war eine originalgetreue Arabella. Im 1. Akt ein der finanziellen Situation der Fam. Waldner angepaßtes zweitklassiges Hotel-Appartement, da gab es nichts zu meckern. Im 2. Akt der Ballsaal war zwar kein Ballsaal, aber das geräumige Hotelfoyer wurde durch geschickte Kulissenverschiebungen zum Ballsaal gemacht. Und der 3. Akt war wieder im reinen Foyer. Trotzdem fehlte etwas, es hat mich nicht berührt. War es die fehlende Treppe, die fehlende gewohnte rote Farbe der Plüschmöbel? Weiß nicht, ich fand es unpersönlich und wenig athmosphärisch.

Die Kostüme waren teilweise sehr schön. Arabella im 1. Akt zweckmößig, Graf Waldner und Frau ebenso, und über Zdenka in Männersachen gab es auch nichts zu meckern. Mandryka paßte optisch gut in seine Rolle. Matteo hätte man etwas anders ausstaffieren können. Im 2. und 3. Akt war das Kleid von Arabella ein echter Hingucker, tolles Kleid. Die ihrer Männerkleider entledigte Zdenka machte allerdings einen etwas platten und bubernen Eindruck. Die Fiakermilli kann man so darstellen.

Gar nicht gefallen hat mir die Positionierung des Männerchores mit militärisch exakt ausgerichteter Aufstellung im 3. Akt. In meinen Augen waren die Herren in Horch und Guck-Pose ohne jede Bewegung zu statisch, ausdruckslos, ohne Emotion.

Also Inszenierung und Kostüme mit Schulnoten waren etwa eine 3, mehr nicht. Ich glaube, beim Schlußapplaus auch vereinzelte Mißfallensrufe gehört zu haben. Ein Buhkonzert gab es aber nicht, das wäre auch unverdient gewesen.

Nun zur Musik. Die Staatskapelle Dresden unter Thielemann machte einen guten Job. Aber ob es an der Übertragung oder an der Akustik lag - es war mir zu trocken, zu wenig der typische Strauß-Streicherklang, den gerade die Dresdener so gut beherrschen.
Gesanglich ist festzustellen, daß Renee Fleming als Arabella etwas Zeit brauchte, um in Form zu kommen. Allerdings war sie im 2. und 3. Akt auf der Höhe und optisch nach wie vor sehr sehenswert. Im Finale war sie das, was ich erwartet hatte - eine große Sängerin. Man kann verstehen, daß Mandryka (Thomas Hampson) sich in diese Frau verguckt hat. Nicht verstehen kann ich allerdings die Hype, die um Hampson gemacht wird. Er hat mir überhaupt nicht gefallen, selbst in Chemnitz habe ich bessere Stimmen erlebt, von Tonaufnahmen ganz zu schweigen. Sicher ist die Partie schwierig, aber das weiß ich doch, wenn ich sie annehme!
Die Zdenka war phantastisch, im Duett "Aber der Richtige.." war sie der Fleming fast überlegen. Daniel Behle als Matteo war gut. Die Fiakermilli sehr gut. Graf Waldner (Albert Dohmen) paßte sehr gut in die Rolle, optisch, auch gesanglich. Der Sänger des Grafen Elemer stand dem Herrn Behle in nichts nach, auch wenn sein Name mir entfallen ist. Alle anderen Sänger waren auf der Bühne ohne nachhaltigen Eindruck.

Alles in Allem eine angenehme Aufführung, mehr nicht. Ich habe sie aufgenommen, aber ob ich sie behalte oder wieder lösche, das weiß ich noch nicht.

Mich würde schon interessieren, ob und wie andere Opernfreunde diese Inszenierung gesehen haben.

U.B.

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