Freitag, 11. April 2014


Der neue "Lodengrün" an der Wiener Staatsoper - Ein Generalprobenbesuch von Saskia Ellmer


Mikko Franck | Dirigent
Andreas Homoki | Regie
Wolfgang Gussmann | Ausstattung
Franck Evin | Licht
Werner Hintze | Dramaturgie
Thomas Bruner | Bühnenbildmitarbeit
Carl-Christian Andresen | Kostümmitarbeit

Günther Groissböck | Heinrich der Vogler, deutscher König
Klaus Florian Vogt | Lohengrin
Camilla Nylund | Elsa von Brabant
Wolfgang Koch | Friedrich von Telramund, brabantischer Graf
Michaela Martens | Ortrud, seine Gemahlin
Detlef Roth | Der Heerrufer des Königs


Ich möchte vorausschicken, sehr positiv in diese Generalprobe gegangen zu sein, da ich der festen Meinung war, es könnte nicht schlimmer kommen, als die letzte "Inszenierung" von Barrie Kosky war. Nun, ich fand es auch nicht schlimmer, aber anders schlimm. 

Ich fürchte, ich bin ein sehr dummer Mensch, denn ich habe nicht verstanden, was "Lohengrin" im Trachtenverein verloren hat. Es bestehen durchgehend alle Kostüme aus Trachtenkleidern, Dirndln, Trachtenanzügen, Hüten mit Gamsbärten, etc. Dazu "Gretelfrisuren", und ich frage mich wirklich, was z.B. Elsa von Brabant anficht, eine solche zu tragen. Was wollen Andreas Homoki und Wolfgang Gussmann damit ausdrücken? Soll das lustig sein? Macht er sich über die "Deutschtümelei" lustig? Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Trachten sind zeitlose Kleidungsstücke, die gerade jetzt wieder sehr modern sind und mit einer etwaigen Gesinnung überhaupt nichts zu tun haben. Das scheinen die Herren in ihrer Regietheater-Ignoranz verschlafen zu haben. 
Verschlafen hätte ich aber beinahe sonst so einiges, da ich mich großteils tödlich gelangweilt habe. Der finnische Dirigent Mikko Franck verschleppt die sonst so spannungsgeladene Musik teilweise bis zur Unkenntlichkeit. Man muss ihm zwar zugute halten, dass er erst so kurzfristig von Bertrand de Billy übernommen hat, ich nehme allerdings an, er hat bereits Erfahrung mit dem Werk, da es ja sonst unverantwortlich wäre, ihn an so einem Haus übernehmen zu lassen. Klaus Florian Vogt in der Titelrolle ist ein sehr erfreulicher Anblick, allerdings endet die Freude hier auch schon wieder. Er ist stimmlich heillos überfordert, ist teilweise kaum zu hören und das, was man hört, ist von Wohlklang leider ziemlich weit entfernt. In den letzten Tagen fiel immer wieder das Wort 'Knabensopran'...Mei, wir wollen es nicht vertiefen. Abschließend zu Herrn Vogt bleibt die Feststellung, dass dieser Sänger allenfalls als Lohengrin-Paradie gemeint sein kann, was aber in Regietehater-Zeiten, in denen keiner mehr was von Stimmen versteht, leider nichts ungewöhnliches wäre.... Camilla Nylund singt und spielt ihn locker an die Wand, besticht durch eine wunderbare Mittellage, sichere Höhen und gibt das gute Gefühl, keinerlei Probleme zu haben. Positiv überrascht hat mich auch Michaela Mertens als Ortrud, der man ein paar kleine Schärfen gerne verzeiht. Unbedingt hervorzuheben ist Günther Groissböck als Heinrich der Vogler, der in diesem Ensemble die Ehre der Herren rettet. Mit prachtvoller, gut geführter Stimme gibt er seiner Figur Konturen und erzeugt spannende Momente, obwohl auch er, wie alle, in ständigem Clinch mit den seltsamen Tempi des Dirigenten lag..

 Zuletzt wollte ich über die Personenführung berichten, alleine, ich konnte keine entdecken. Hätten die Sänger untereinander vereinbart, wie sie sich in der eigenartigen Kulisse bewegen und geben wollen, wäre es wahrscheinlich noch besser und glaubwürdiger geworden. So stolpern sie in Szenen herum, die von wenig Sinn und Verstand zeugen. Es wird mit einem Spielzeugschwänchen herumgespielt, Herr Vogt darf in einem kurzen Nachthemd seine ansehnlichen nackten Beine zeigen und mit Elsa einmal mehr am Boden sitzend Hochzeit feiern. Wie originell....!

 Fazit: die ganze Inszenierung bleibt in einem Wust an langweiligen Banalitäten hängen. Auch musikalisch haben wir schon viel bessere Zeiten in Wien erleben dürfen. Wir haben nun eine weitere Aufführung im Repertoire, deren Besuch man sich getrost sparen kann. Schade, eine weitere vertane Chance.

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