TOSCA und der Philo-Quatsch, Bielefeld 05.04.2014
Als
Präsident des Soojin Moon-Fanclubs war ich gestern in
Bielefeld, um deren Tosca zu sehen.
Oper in Deutschland, das
heißt ja wohl unweigerlich: her mit einem Regiekonzept! Das hat sich
auch gestern wieder bewahrheitet. Zum Glück hatte ich mich gut
vorbereitet (mit einem guten Glas), aber es kam trotzdem ziemlich Dicke.
Tosca war reduziert zu einer minimalistischen Kammer-Oper, ausgehend
von einem Philoso- Qatsch-Konzept von
Regisseur Sebastian Bauer, das so hirnrissig und weit hergeholt war,
dass ich den zugrundeliegenden Gedanken, soweit den überhaupt jemand
gedacht hatte, hier lieber nicht erörtern möchte. Ich glaube, meine
deutschen Freunde benutzen dafür das wunderschöne Wort ,voll-idiotisch'.
Einige praktische Konsequenzen des Konzepts waren u.a. (so
eine Art) Vissi d’Arte, das schon vor Anfang der Oper zum Besten gegeben
wurde (eine Möglichkeit, die Puccini seinerzeit völlig entgangen sein
muss), ein Cavaradossi, der begeistert Fernsehgeräte anstreicht, ein
Trödler in Fernsehern, der ohne jeden erkenntlichen Grund das Angelus zu
beten beginnt, die Aria Vissi d’Arte (gleich die 2. des Abends), die
aufgehübscht wird durch eine ,kleine Tosca', die die Mordwaffe bringt,
und ein 'E Lucevan Le Stelle', das vom Knarren eines drehenden Podiums
begleitet wird. Hinzu kamen noch ein paar alte Bekannte aus dem Fundus
der Modernen Regie, etwa die unvermeidlichen Maschinengewehre und ein
Saal, der voll in die Scheinwerfer gerückt wird, ein Kunstgriff, der
auch schon zum 3027. Mal an uns durchexerziert wird.
Aber zum
Glück kamen wir in musikalischer Hinsicht voll und ganz auf unsere
Kosten. Obwohl leicht indisponiert, brillierte Soojin Moon in der Titelrolle wieder wie eh
und je. Was für eine Persönlichkeit! Auf die Frage ,Was wollt Ihr denn'
gibt es für uns somit nur eine Antwort. Auch der Rest der Besetzung,
u.a. unser ,eigener' Frank Dolphin Wong aus Holland, der einen sehr
guten Scarpia gab, war wirklich in Ordnung. Alles in allem doch noch ein
gelungener Abend, besonders als wir dann auch noch die überraschende
Entdeckung machten, dass man in Bielefeld auch wirklich sehr gut
soupieren kann.
von Olivier Keegel
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